Wie CBD und THC Entzündungen lindern.

Wie CBD und THC Entzündungen lindern (laut Studie)

Inhaltsverzeichnis

Entzündungen im Körper sind an der Entstehung und dem Verlauf zahlreicher Erkrankungen beteiligt – darunter Autoimmunerkrankungen, chronisch-entzündliche Zustände und neurodegenerative Leiden wie z.B. Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose (MS). Im Zentrum vieler dieser Prozesse stehen sogenannte Toll-like-Rezeptoren (TLR), insbesondere TLR7 und TLR8. Diese Rezeptoren sind Teil des angeborenen Immunsystems und erkennen viralen Infektionen. Ihre Aktivierung kann  also starke Immunreaktionen auslösen – darunter die Ausschüttung von entzündungsfördernden Botenstoffen wie Tumornekrosefaktor alpha (TNF) und Interleukin-1 beta (IL-1β).

In einer aktuellen Studie mit dem Titel „A 1:1 combination of cannabidiol and Δ9-tetrahydrocannabinol inhibit toll-like receptor 7- and 8-mediated inflammation in human immune cells“, veröffentlicht im European Journal of Pharmacology (Juni 2025), untersuchte ein internationales Forscherteam um Annie McDougall, Katharina Koch und Yvette van Kooyk vom Amsterdam UMC und dem Netherlands Institute for Neuroscience, wie Cannabidiol (CBD) und Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) – einzeln und in Kombination – auf TLR7/8-vermittelte Entzündungsprozesse in menschlichen Immunzellen wirken.

Konkret testete das Forschungsteam die Effekte in isolierten peripheren mononukleären Blutzellen (PBMCs) sowie in dendritischen Zellen. In beiden Zelltypen wurden Entzündungsreaktionen gezielt über TLR7- und TLR8-Agonisten ausgelöst. Anschließend wurden die Zellen mit unterschiedlichen Konzentrationen von CBD, THC und einer 1:1-Kombination beider Wirkstoffe behandelt. Im Fokus stand dabei die Ausschüttung spezifischer Zytokine wie TNF, IL-1β sowie CCL3 und CXCL8, die eine Schlüsselrolle bei der Immunregulation und Entzündung spielen.

Die Studie liefert neue Daten zur immunologischen Wirkung von Cannabinoiden. Im folgenden Artikel stellen wir die wichtigsten Ergebnisse im Detail vor.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie vorweg.

CBD allein: Punktueller Effekt mit starker Hemmung

Dass CBD eine entzündungshemmende Wirkung hat, ist auch schon aus anderen Studien bekannt. In der hier vorliegenden Studie wurde Cannabidiol (CBD) einzeln auf menschliche Immunzellen getestet. Untersucht wurden zwei Zelltypen: sogenannte THP-1-Makrophagen, ein standardisiertes Modell für Entzündungsreaktionen, und echte PBMCs – das sind aus Blut gewonnene Immunzellen, die auch beim Menschen eine Rolle spielen.

Die Ergebnisse zeigen: CBD kann entzündliche Reaktionen dieser Zellen abschwächen, allerdings nur in bestimmtem Maß – und nicht immer gleich stark.

Am deutlichsten war die Veränderung in einem der Zellmodelle (PBMCs), und zwar bei einer Konzentration von 10 Mikromol pro Liter Nährlösung. Dort sank die Freisetzung des Entzündungsmarkers TNF-alpha um 43 %. Die Autoren der Studie heben diesen Effekt ausdrücklich hervor:

Was das heißt? CBD konnte unter Laborbedingungen in einer relativ hohen Konzentration die Entzündungsantwort dämpfen – zumindest unter diesen künstlichen Bedingungen. In anderen Tests, etwa bei niedrigeren Konzentrationen oder bei anderen Zelltypen, blieb die Wirkung deutlich geringer oder fiel sogar ganz aus.

Die Werte lagen dort teils bei null oder unter zehn Prozent Abschwächung – ein Effekt, den die Autoren nicht weiter als bedeutsam einordnen. Von einer gleichmäßig starken Hemmung kann also keine Rede sein.

Fazit: In diesem Zellmodell zeigt CBD allein bei hoher Konzentration einen klar messbaren, aber punktuell begrenzten Effekt auf bestimmte Entzündungsprozesse.

THC allein: Wirkung nur in bestimmten Zelltypen und Dosierungen

Tetrahydrocannabinol (THC) zeigte in dieser Untersuchung eine messbare Hemmung von Entzündungsmarkern – allerdings unter klaren Bedingungen: Die Effekte traten nur bei den höchsten getesteten Konzentrationen auf. In sogenannten PBMCs (peripheral blood mononuclear cells, also bestimmten weißen Blutkörperchen aus dem menschlichen Blut) wurde bei 10 Mikromol THC eine Hemmung der TLR7/8-vermittelten Ausschüttung von Interferon-alpha/beta um 49 % beobachtet. Die Autoren fassen das so zusammen:

“Treatment with CBD and THC alone (at 10 μM) reduced TLR7/8-induced IFN-α/β expression in PBMCs by 43 % and 49 %, respectively.”

Die Zahl 49 % bezieht sich hier auf THC allein – und bezieht sich ausdrücklich auf den höchsten getesteten Wert, nicht auf geringere Dosen.

Ein ähnliches Bild ergab sich bei einem anderen Entzündungsmarker: TNF (Tumornekrosefaktor-Alpha). In THP-1-Zellen, einem etablierten Labormodell für menschliche Immunzellen, erreichte THC ebenfalls bei 10 Mikromol eine Hemmung um 33,4 %.

Was heißt das nun? Zum einen: THC kann unter Laborbedingungen bestimmte Immunreaktionen abschwächen. Zum anderen: Diese Effekte sind an hohe Konzentrationen gebunden – und solche Werte sind in menschlichem Blut nach oraler Einnahme in der Regel nicht erreichbar. Das lässt die Frage offen, ob sich solche Ergebnisse 1:1 auf reale Anwendungsbedingungen übertragen lassen.

Die Kombination aus CBD und THC: Verstärkung statt Aufhebung

Was passiert, wenn Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) gemeinsam eingesetzt werden? Genau das testeten die Wissenschaftler ebenfalls – und die Ergebnisse deuten klar darauf hin, dass sich die beiden Cannabinoide in ihrer Wirkung nicht neutralisieren, sondern in bestimmten Situationen sogar gegenseitig verstärken.

Am deutlichsten wurde dieser Effekt bei einer Konzentration von 10 Mikromolar. In den THP-1-Makrophagen, also jenen Immunzellen, die bei der Entzündungsabwehr eine zentrale Rolle spielen, senkte die Kombination die TNF-alpha-Ausschüttung im Schnitt um rund 46 %. In den PBMCs – den vielseitigen Blutzellen des Immunsystems – war der Effekt mit bis zu 86 % Hemmung sogar noch stärker.

Die Autoren bringen es auf den Punkt:

„A 1:1 CBD:THC combination potently inhibited TNF release in PBMCs and THP-1 macrophages.“

Das ist insofern bemerkenswert, als weder CBD noch THC allein in diesen Zelltypen durchgängig vergleichbare Effekte zeigten. Vor allem in den PBMCs blieb THC in niedriger Dosierung nahezu wirkungslos – und CBD zeigte nur bei sehr hohen Konzentrationen eine gewisse Hemmung. Erst in Kombination traten signifikante Effekte auf.

Auch die Reproduzierbarkeit über mehrere Experimente hinweg bestätigt: Die Kombination aus CBD und THC wirkt unter bestimmten Bedingungen konsistenter und stärker als die Einzelstoffe – zumindest, wenn es um die TLR7/8-vermittelte TNF-alpha-Freisetzung in diesen Zelltypen geht.

THC und CBD im Zusammenspiel: Hinweise auf  Entourage-Effekt

Spannend wird es, wenn CBD und THC nicht einzeln, sondern gemeinsam verabreicht werden. In der Studie kam eine 1:1-Kombination beider Stoffe zum Einsatz – also zu gleichen Teilen CBD und THC, jeweils mit 10 Mikromol pro Liter Kulturmedium. Und siehe da: Die kombinierte Gabe führte zu einer deutlich stärkeren Unterdrückung der Entzündungsantwort als jede Substanz für sich.

In einem Zellmodell mit menschlichen Immunzellen (PBMCs) lag die Hemmung der TNF-Ausschüttung bei 57,7 %, in einem zweiten Modell (ebenfalls PBMCs, andere Messmethode) sogar bei 74,7 %. Zum Vergleich: THC allein schaffte maximal 49 %, CBD allein 43 %.

Ein solcher Effekt, bei dem zwei Wirkstoffe gemeinsam mehr erreichen als einzeln, wird in der Fachwelt oft als Entourage-Effekt bezeichnet. Auch wenn die Autoren das Wort selbst nicht verwenden, ist der Zusammenhang offensichtlich. Wichtig dabei: Die verstärkte Wirkung war nur bei hohen Konzentrationen nachweisbar – ob sich das in der Praxis so umsetzen lässt, bleibt offen. Doch die Richtung ist klar: Gemeinsam können CBD und THC in bestimmten Immunzellen mehr bewirken als getrennt.

Link zur zitierten Studie

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