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Entourage-Effekt bei Alzheimer: Warum die Vielfalt der Cannabisstoffe zählt
Inhaltsverzeichnis
Der sogenannte Entourage-Effekt beschreibt das Zusammenspiel verschiedener Pflanzenstoffe, das zu stärkeren oder breiteren Effekten führen kann als einzelne isolierte Substanzen. Besonders bei Erkrankungen wie Alzheimer rückt dieses Prinzip zunehmend in den Fokus der Forschung – etwa dann, wenn es um den therapeutischen Einsatz von Cannabis geht. Denn die Pflanze enthält nicht nur Cannabinoide wie CBD oder THC, sondern auch Hunderte weiterer bioaktiver Verbindungen, darunter Terpene und Flavonoide.
Eine neue systematische Übersichtsarbeit liefert dazu nun eine fundierte Grundlage. In der Studie Exploring the diversity of cannabis cannabinoid and non-cannabinoid compounds and their roles in Alzheimer's disease: A review (veröffentlicht im März 2025 in IBRO Neuroscience Reports) haben Wissenschaftler der Université Ibn Tofaïl und der Université Ibn Zohr in Marokko – darunter Hanane Doumara, Hicham El Mostafia, Mohamed Ebn Touhami und Abdelhalem Mesfioui – die Rolle dieser Stoffvielfalt im Zusammenhang mit Alzheimer untersucht.
Im Mittelpunkt steht die Frage, ob ein Multi-Target-Ansatz mit unterschiedlichen Cannabis-Inhaltsstoffen möglicherweise erfolgversprechender ist als die bisher vorherrschenden Einzelsubstanztherapien. Die Autoren analysierten dazu über 50 präklinische und klinische Studien, unter anderem von Esposito et al. (2006), Scuderi et al. (2014), Bilkei-Gorzo et al. (2017), Komorowska-Müller et al. (2023), Cheng et al. (2014b, 2014c), Watt et al. (2020) und Marsh et al. (2024).
Dabei wird deutlich: Die chemische Vielfalt der Cannabis-Pflanze – mit über 550 bekannten Verbindungen – könnte bei der Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer eine wichtige Rolle spielen. Besonders die Kombination von Cannabinoiden mit Terpenen und Flavonoiden, wie sie in sogenannten Vollspektrum-Extrakten vorkommt, wird in der Studie als potenziell vorteilhaft beschrieben.
In den folgenden Abschnitten werfen wir einen genauen Blick auf die Ergebnisse dieser Arbeit – und ordnen sie so ein, dass sie auch für Leserinnen und Leser ohne medizinisches Fachwissen verständlich bleiben.
Warum Alzheimer so schwer zu behandeln ist
Alzheimer ist keine einfache Baustelle. Die Erkrankung zerstört Nervenzellen schleichend, greift ganze Hirnregionen an – und ist bis heute nicht heilbar. Was das Ganze noch komplizierter macht: Alzheimer folgt keinem einfachen Muster. Es ist ein multifaktorielles Geschehen, bei dem eine Vielzahl biologischer Prozesse gleichzeitig aus dem Ruder läuft.
Genau das ist das Problem für klassische Therapien. Die meisten richten sich gegen einen einzigen Zielpunkt – etwa gegen Beta-Amyloid oder Tau-Proteine. Doch Alzheimer hat mehr als nur eine Achillesferse. Und genau hier hakt der konventionelle Ansatz.
Die Autoren der Studie formulieren es so:
„Complex neurological pathologies like Alzheimer’s are unlikely to be effectively addressed with a single-target solution. A more holistic approach may prove more efficient.“
Heißt im Klartext: Es geht um ein komplexes Zusammenspiel von Zellschädigung, chronischer Entzündung, Übererregung von Nervenzellen und Problemen in den Mitochondrien – also den Energiekraftwerken der Zellen. Diese Mechanismen greifen ineinander wie Zahnräder, die sich gegenseitig antreiben. Ein einzelner Wirkstoff, der nur an einem Punkt ansetzt, greift da häufig zu kurz.
Dazu kommt: Der Krankheitsverlauf ist individuell unterschiedlich. Was bei einem Patienten auffällt, entwickelt sich beim anderen gänzlich anders. Entsprechend schwierig ist es, wirksame Standardtherapien zu entwickeln – zumal viele Behandlungsansätze in der klinischen Praxis bisher enttäuschende Ergebnisse geliefert haben.
Die Forscher sehen deshalb in breit angelegten Multi-Target-Strategien einen potenziell sinnvolleren Weg. Cannabis, so ihre Annahme, könnte aufgrund seiner chemischen Vielfalt einen solchen Ansatz ermöglichen. Doch ob das auch klinisch relevant ist, zeigt sich erst in den konkreten Daten – und genau diese sehen wir uns im nächsten Abschnitt an.
Entourage-Effekt: Wenn die Summe mehr ist als ihre Teile
Was passiert, wenn Cannabinoide wie CBD oder THC auf Terpene und Flavonoide treffen? Die Autoren der Studie beschreiben diesen Effekt als mögliche Erklärung dafür, dass nicht ein einzelner Wirkstoff den Unterschied macht, sondern das Zusammenspiel vieler. Im Fachjargon ist vom Entourage-Effekt die Rede – also von dem Phänomen, dass die Kombination mehrerer Cannabisverbindungen gemeinsam eine stärkere oder gezieltere pharmakologische Aktivität entfalten könnte als isolierte Substanzen allein.
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Die Übersichtsarbeit von Doumara et al. macht deutlich: Wer nur auf einzelne Moleküle wie THC oder CBD schaut, greift zu kurz. Alzheimer ist eine komplexe Erkrankung, bei der viele Prozesse gleichzeitig aus dem Ruder laufen. Entsprechend interessant sind Stoffkombinationen, die mehr als nur einen Mechanismus adressieren. Hier kommt der sogenannte Entourage-Effekt ins Spiel – also das Zusammenspiel verschiedener Cannabisinhaltsstoffe, das weiter reicht als die isolierte Anwendung einzelner Substanzen.
Konkret bedeutet das: In vielen der betrachteten Einzelstudien wirkten Pflanzenextrakte mit mehreren Inhaltsstoffen stärker auf alzheimertypische Prozesse ein als isolierte Reinsubstanzen. So zeigen etwa Daten von Laaboudi et al. (2024), dass Terpene und Phenole oxidativen Stress und Entzündungsreaktionen im Zellmodell beeinflussten. Die Autoren schreiben:
„Laaboudi et al. (2024), further emphasize the role of secondary metabolites, such as terpenes and phenolic compounds, in enhancing the therapeutic effects of cannabinoids through the entourage effect.“
Das Zusammenspiel betrifft dabei auch Rezeptoraktivitäten. Yadav et al. (2023) berichten über mehr als 150 identifizierte Terpene und 42 phenolische Verbindungen mit pharmakologischer Relevanz – darunter antioxidative und neuroprotektive Eigenschaften im Zell- und Tiermodell. Ihre Einschätzung:
“Cannabis contains a wide array of compounds beyond cannabinoids […] each with distinct pharmacological activities such as anti-inflammatory, anti-cancer, and neuroprotective effects.”
Einzelne dieser Substanzen wie β-Caryophyllen können sogar an Cannabinoid-Rezeptoren andocken, ohne selbst ein Cannabinoid zu sein. In Zellversuchen wurde dabei die Aktivität des CB2-Rezeptors beobachtet – jener Rezeptor, der in Immunzellen vorkommt und mit Entzündungsprozessen in Verbindung gebracht wird.
Der Entourage-Effekt wurde auch in der Studie von Aso et al. (2016) untersucht, in der ein Extrakt aus THC und CBD gemeinsam verabreicht wurde. Die Gedächtnisleistungen transgener Mäuse verbesserten sich deutlich – ein Effekt, der laut den Autoren nicht allein auf THC oder CBD zurückzuführen sei:
“The combination of Δ9-THC and CBD extracts reduced memory and learning impairments in APP/PS1 mice […] The positive cognitive effects […] were not affected by CB2 receptor deficiency.”
Anders gesagt: Die Ergebnisse traten selbst dann auf, wenn der CB2-Rezeptor genetisch ausgeschaltet war. Das legt nahe, dass weitere Signalwege beteiligt sind – etwa solche, die durch sekundäre Pflanzenstoffe beeinflusst werden.
Dass dieser Effekt keine Randerscheinung ist, zeigt auch der systematische Vergleich isolierter Wirkstoffe mit Vollspektrum-Extrakten, den Romano et al. (2016) durchgeführt haben. Dort untersuchten die Autoren einen THCV-reichen Extrakt auf entzündliche Prozesse. Die Ergebnisse:
“THCV and THCV-BDS inhibited nitrite production in LPS-stimulated macrophages via CB2 receptor activation, but not through CB1 receptor pathways.”
Das bedeutet im Klartext: Die Cannabiskomponenten THCV (Tetrahydrocannabivarin) und ein daraus hergestellter breitbandiger Pflanzenextrakt (THCV-BDS) hemmen die Nitritproduktion, also ein Marker für entzündliche Prozesse, in Makrophagen (Immunzellen), die mit LPS (einem bakteriellen Entzündungsstimulus) stimuliert wurden.
Wichtig: Diese hemmende Wirkung erfolgt über den CB2-Rezeptor, nicht über den CB1-Rezeptor. Das zeigt:
- Cannabisverbindungen können gezielt entzündungshemmend wirken,
- ohne psychoaktive CB1-Rezeptoren zu aktivieren (die mit THC verbunden sind),
- was therapeutisch besonders relevant ist – etwa bei Alzheimer, wo Entzündungen eine zentrale Rolle spielen.
Die Studie von Doumara et al. betont genau diesen Punkt: Die Vielfalt der über 550 dokumentierten Cannabisverbindungen ist nicht nur chemisch interessant – sie könnte auch für zukünftige Studien zur Alzheimer-Forschung eine entscheidende Rolle spielen.
Was die Studie über Cannabis bei Alzheimer zeigt
Zentral ist etwa die Frage, ob bestimmte Phytocannabinoide im Zellmodell Veränderungen im Zusammenhang mit Alzheimer beeinflussen können. So zeigen Ergebnisse aus der Studie von Scuderi et al. (2014), dass Cannabidiol (CBD) in kultivierten Nervenzellen den Abbau des Amyloid-Vorläuferproteins fördert – und damit die Produktion von Amyloid-β reduziert, einem Eiweiß, das als Alzheimer-typisch gilt. Die Autoren schreiben:
“Cannabidiol (CBD) induced the ubiquitination of amyloid precursor protein (APP), leading to a significant reduction in APP full-length protein levels and a subsequent decrease in Aβ production in SHSY5YAPP+ neurons.”
Das bedeutet im Klartext: In den untersuchten Zellkulturen wurde unter Einfluss von CBD weniger des problematischen Proteins gebildet. Diese Beobachtung ist biochemisch messbar, aber sie sagt noch nichts darüber aus, wie ein menschlicher Organismus darauf reagieren würde.
Weitere Untersuchungen betreffen entzündliche Prozesse. Esposito et al. (2006) führten in vitro-Experimente durch, in denen CBD Nervenzellen vor entzündungsassoziierten Schäden schützte. Dabei ging es um die Hemmung bestimmter Signalwege, unter anderem des p38 MAP-Kinase-Pfads. Die Autoren halten fest:
“Cannabidiol inhibits nitrite production and iNOS protein expression induced by Aβ in a concentration-dependent manner.”
Solche Ergebnisse sind relevant, weil chronische Entzündungen im Gehirn als ein möglicher Faktor in der Entstehung von Alzheimer gelten. Dass CBD hier in der Zellkultur eine verminderte Produktion des Enzyms iNOS zeigte, legt ein weiteres potenzielles Angriffsziel offen – zumindest unter Laborbedingungen.
Auch bei tierexperimentellen Studien ergeben sich Hinweise auf potenziell schützende Eigenschaften. Bilkei-Gorzo et al. (2017) dokumentieren etwa, dass Mäuse, die vier Wochen lang eine geringe Dosis THC erhielten, im Alter bessere Leistungen in Gedächtnistests zeigten als unbehandelte Tiere. Die Autoren schreiben:
“Low-dose Δ9-THC reversed age-related cognitive decline in 12- and 18-month-old mice. THC-treated 12-month-old mice exhibited cognitive performance similar to 2-month-old untreated mice.”
Die Dosierung lag dabei bei 3 mg THC pro Kilogramm Körpergewicht – über implantierte Minipumpen verabreicht. Solche Daten s nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar, sie zeigen aber, in welchen Bereichen sich eine weitergehende Forschung lohnen würde.
CBD wurde auch in Langzeitversuchen mit Alzheimer-Mausmodellen untersucht. Cheng et al. (2014c) berichten über eine achtmonatige orale Gabe von CBD bei transgenen Tieren. Das Ergebnis:
“CBD treatment prevented the development of social recognition deficits in AD transgenic mice.”
Heißt konkret: Die Mäuse konnten weiterhin bekannte von unbekannten Artgenossen unterscheiden – ein Verhalten, das bei unbehandelten Alzheimer-Mäusen oft verloren geht. Auffällig ist jedoch: Weder die Amyloidlast noch oxidative Schäden im Gehirn wurden durch das CBD beeinflusst.
Fazit
Klar ist: Es braucht deutlich mehr klinische Forschung, bevor sich tragfähige medizinische Anwendungen ableiten lassen. Doch die Datenlage aus präklinischen Studien legt nahe, dass ein breiter Multi-Target-Ansatz – wie er durch das Zusammenspiel von Cannabinoiden, Terpenen und anderen Pflanzenstoffen entstehen kann – wissenschaftlich ernst genommen gehört.