CBD bei Knochenkrebs.

Neue Studie: CBD hemmt Knochenkrebs durch gezielten Eingriff ins Entzündungsgeschehen

Inhaltsverzeichnis

Ein Osteosarkom (im Volksmund oft als „Knochenkrebs“ bezeichnet) ist kein Tumor wie jeder andere. Er trifft vor allem junge Menschen, wächst aggressiv und streut früh. Die Behandlung verlangt meist nach der vollen Bandbreite: Chemotherapie, Operation, Bestrahlung. Unter dem Titel „Antitumor effects of cannabidiol (CBD) on osteosarcoma by targeting TNF-α/NF-κB/CCL5 signaling axis“ beschreibt ein Forschungsteam der Harbin Medical University in Nordchina, wie CBD das Tumorgeschehen bei Osteosarkom beeinflussen kann.

Im Zentrum der Studie steht ein biologischer Kreislauf, der für Entzündung, Wachstum und Metastasierung mitverantwortlich ist: die sogenannte TNF-α/NF-κB/CCL5-Achse. Bekannt dafür, Tumore aggressiver zu machen – und bislang schwer gezielt zu bremsen. Die neue Studie zeigt, wie CBD exakt in diesen Regelkreis eingreift, unter anderem durch direkte Bindung an das NF-κB-Protein p65.

In Zellkulturen hemmt CBD das Wachstum von Osteosarkomzellen messbar – in Mäusen senkt es das Tumorvolumen sogar stärker als das Chemotherapeutikum Doxorubicin. Ohne Gewichtsverlust, ohne erkennbare Organschäden. Noch spannender: Die Autoren fanden Hinweise auf eine Art Entzündungsschleife zwischen NF-κB und dem Chemokin CCL5, die durch CBD unterbrochen wird: ein möglicher Angriffspunkt, der weit über diese Krebsart hinaus Bedeutung haben könnte.

Die Studie nutzt umfangreiche Methoden, darunter RNA-Sequenzierung, Bindungsanalysen und Expressionsdaten aus GEO-Datenbanken wie GSE12865, GSE126209 und GSE16088. Das Ziel: Herausfinden, wo genau CBD angreift – und wie gezielt sich der pflanzliche Wirkstoff in krankhafte Zellprozesse einklinken kann.

CBD hemmte in einer Studie  Osteosarkom-Zellen.

Je mehr CBD, desto weniger Krebszellen: Was der Zellversuch zeigt

Die erste Station: das Zelllabor. Dort testeten die Forscher die Wirkung von Cannabidiol auf die beiden Osteosarkom-Zelllinien 143B und U2OS. Beide gelten als aggressiv, schnell wachsend, therapieresistent. Bereits nach 24 Stunden CBD-Gabe zeigte sich ein deutlicher Effekt. Das Autorenteam hält fest:

„CBD exhibited a concentration-dependent inhibitory effect on the proliferation of both 143B and U2OS cells.“

Die Forschenden haben im Zelllabor nicht nur einen einzelnen Test gemacht, sondern mehrere unterschiedliche Verfahren angewendet, um ihre Ergebnisse abzusichern. Jede dieser Methoden liefert Hinweise auf einen bestimmten Aspekt des Zellverhaltens – etwa, ob die Zellen sich noch teilen, wandern oder neue Tumorherde bilden könnten:

  • Lebensfähigkeitstests (Viability assays): Zeigen, ob die Zellen überhaupt noch leben.
  • EdU-Färbung: Macht sichtbar, wie viele Zellen sich gerade teilen.
  • Klonierungsanalysen: Prüfen, ob einzelne Zellen neue Zellkolonien bilden können
  • Transwell-Assay: Testet, wie gut sich die Zellen durch eine Membran bewegen können (sog. Wanderungsfähigkeit).
  • Wundheilungstest (Scratch assay): Misst, wie schnell sich Zellen in eine künstlich erzeugte Lücke hineinteilen

CBD hat in diesen Versuchen die Zellteilung gebremst, die Bewegung der Zellen verringert und damit auch das Potenzial zur Metastasierung reduziert. Ähnliche positive Ergebnisse konnten auch in einer CBD-Studie zu einem besonders aggressiven Brustkrebs beobachtet werden.

Besonders bemerkenswert: Bei gesunden Zellen blieben auffällige Effekte aus. Die Forschenden untersuchten parallel die Osteoblastenlinie hFOB 1.19, die als Modell für gesunde menschliche Knochenzellen dient..

„CBD had an inhibitory effect on osteosarcoma cells at different concentrations, yet had little effect on normal hFOB 1.19 osteoblast cells.“

Mit anderen Worten: Während sich Krebszellen zurückzogen, blieben gesunde Zellen unbeeindruckt. Das ist vor allem deshalb relevant, weil viele konventionelle Therapien beide gleichermaßen treffen – Tumor und gesundes Gewebe. CBD zeigte sich in diesem Punkt selektiv.

Im Tierversuch: Tumorwachstum messbar gebremst

Was unter dem Mikroskop zu sehen war, wurde anschließend im lebenden Organismus überprüft. Die Forschenden injizierten Mäusen Osteosarkomzellen der Linie 143B und verabreichten anschließend 21 Tage lang entweder Doxorubicin – ein gängiges Chemotherapeutikum – oder CBD in unterschiedlichen Dosierungen. Die Tumorentwicklung wurde dokumentiert, das Endgewicht der Tumore gemessen und in eine sogenannte Tumorinhibitionsrate (TIR) umgerechnet.

Im Wortlaut heißt es:

„CBD inhibited tumor cell proliferation in a dose-dependent manner“

Je höher die verabreichte Dosis CBD, desto stärker war die beobachtete Hemmung des Zellwachstums. 85 Prozent Reduktion des Tumorwachstums bei der höchsten CBD-Dosis. Wohlgemerkt: Die Wirkung trat dosisabhängig auf und wurde über den gesamten Zeitraum (21 Tage) stabil gehalten. Während Doxorubicin mit typischen Nebenwirkungen wie Gewichtsverlust einherging, zeigte sich CBD in dieser Hinsicht unauffällig.

„CBD treatment did not significantly impair the body weight of mice. Conversely, the weight of DOX-treated mice was significantly reduced.“

Trotz der Nebenwirkungen bleibt die Chemotherapie in vielen Fällen alternativlos, weil sie wirkt. Gewichtsverlust und andere Begleiterscheinungen werden in Kauf genommen, wenn der Tumor darauf anspricht. Umso interessanter ist jeder Ansatz, der ähnliche Effekte zeigt, ohne den Organismus zusätzlich zu belasten. Im Mausmodell gelang das mit CBD.

Wie viel CBD das im Vergleich für einen Menschen wäre

Auf den ersten Blick wirkt die Dosierung hoch: 30 Milligramm CBD pro Kilogramm Körpergewicht täglich war der Spitzenwert im Mausmodell. Doch Mäuse haben einen deutlich schnelleren Stoffwechsel als Menschen. Was bei Nagetieren schnell abgebaut wird, bleibt im menschlichen Körper länger verfügbar. Entsprechend niedriger fällt beim Menschen die erforderliche Dosis aus.

Zur Umrechnung verwendet man daher die sogenannte allometrische Skalierung. Sie berücksichtigt die Körperoberfläche und ergibt für den Schritt Maus zu Mensch einen Faktor von 0,081. Heißt konkret: Die 30 mg/kg aus dem Versuch entsprechen beim Menschen rund 2,43 mg/kg – also etwa 170 mg CBD täglich für eine 70-Kilo-Person.

Ein CBD-Öl mit 35 % Konzentration enthält rund 350 Milligramm Cannabidiol pro Milliliter. Ein einzelner Tropfen liefert dabei etwa 17,5 mg CBD.

Setzt man die zuvor berechnete Vergleichsdosis aus dem Tierversuch an – 170 mg CBD täglich für eine 70-Kilo-Person – entspricht das etwa 10 Tropfen pro Tag.

Natürlich sind diese Angaben rein rechnerisch zu verstehen. Sie dienen nicht als Empfehlung, sondern zeigen, dass die im Versuch eingesetzten Mengen nicht fernab praktischer Dosierungen liegen, sondern durchaus realistisch umgerechnet werden können.

Fazit

Die Studie von Yang et al. liefert wichtige Hinweise darauf, wie Cannabidiol in präklinischen Modellen auf Entzündungssignale und Zellverhalten wirkt. Die beobachteten Effekte traten unter Laborbedingungen und im Tierversuch auf. Klar ist aber auch: CBD-Öl ersetzt keine medizinische Behandlung. Wer eine Einnahme in etwa zur Ergänzung einer Krebstherapie in Erwägung zieht, sollte dies immer mit dem behandelnden Arzt besprechen. Außerdem gilt: Ergebnisse aus Zellkultur und Mausmodell lassen sich nicht direkt auf den Menschen übertragen. Es braucht weitere Studien, insbesondere klinische Untersuchungen am Menschen, um mögliche Anwendungen wissenschaftlich zu prüfen.

Link zur Studie

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