CBD bei Brustkrebs.

CBD bei Brustkrebs: Was eine neue Übersichtsstudie zeigt

Inhaltsverzeichnis

Brustkrebs gehört weltweit zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Trotz moderner Therapieverfahren wie Chemotherapie, Hormonblockade und zielgerichteten Medikamenten bleibt die Behandlung in vielen Fällen schwierig – vor allem bei aggressiven Subtypen wie dem triple-negativen Brustkrebs (TNBC), der weder Hormon- noch HER2-Rezeptoren aufweist und deshalb nur begrenzt therapeutisch angreifbar ist.

Hinweis: Die Ergebnisse dieser Studie stammen aus Labor- und Tierversuchen. Daraus lassen sich keine Aussagen über die Wirksamkeit beim Menschen ableiten. CBD ist kein Ersatz für eine medizinisch empfohlene Krebstherapie!

Gerade in diesem Umfeld richtet sich der Blick der präklinischen Forschung zunehmend auf Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychoaktives Cannabinoid aus der Hanfpflanze, das in Labor- und Tiermodellen auf seine molekularbiologischen Effekte in verschiedenen Brustkrebsformen untersucht wird und bereits in verschiedenen vorklinischen Studien mit Antitumor-Effekten in Verbindung gebracht wurde.

Eine neue, systematische Übersichtsarbeit, veröffentlicht im Fachjournal BMC Cancer (2025) unter dem Titel „Cannabidiol as a novel therapeutic agent in breast cancer: evidence from literature“, geht der Frage nach, welche Rolle CBD in der Brustkrebsforschung bisher spielt. Die Autoren, Mojtaba Esmaeli, Maryam Dehghanpour Dehabadi und Ali Asghar Khaleghi von der Kashan University of Medical Sciences (Iran), haben dafür 34 wissenschaftliche Arbeiten aus den Jahren 1998 bis 2025 ausgewertet, darunter Zellversuche und Tierstudien sowie einige klinische Fallberichte, in denen CBD zur Linderung der Nebenwirkungen einer Krebstherapie eingesetzt wurde — nicht zur Behandlung des Tumors selbst.

Was die Studie über CBD bei Brustkrebs zeigt

Dabei zeigte sich: CBD kann Krebszellen auf mehreren Ebenen unter Druck setzen. Es bringt sie dazu, sich selbst abzubauen (Apoptose), bremst ihr Wachstum und macht sie weniger beweglich – ein wichtiger Punkt, weil sich aggressive Tumorzellen oft schnell im Körper ausbreiten. Diese Effekte wurden besonders deutlich bei triple-negativem Brustkrebs, einer besonders schwer behandelbaren Form, bei der viele klassische Medikamente kaum greifen.

CBD wurde außerdem in Kombination mit bestimmten Chemotherapien und Immuntherapien getestet. Auch hier gab es Hinweise darauf, dass es die Wirkung dieser Medikamente verbessern kann – zum Beispiel, weil bestimmte Schutzmechanismen der Krebszellen abgeschwächt wurden. Die Autoren schreiben, dass CBD in diesen Versuchen dazu beigetragen hat, die Widerstandsfähigkeit der Tumorzellen zu verringern.

Wie CBD den Zelltod (Apoptose) fördert

Zellen, die außer Kontrolle geraten, haben im Idealfall einen eingebauten Selbstzerstörungsmechanismus: die Apoptose. Gesunde Zellen beherrschen diesen Rückzug auf Raten ziemlich gut. Krebszellen nicht. Sie umgehen Signale, die normalerweise zur Selbstabschaltung führen, und sichern sich so ihren Überlebensvorteil. Genau an dieser Stelle wurde CBD in mehreren der ausgewerteten Studien auffällig.

Die Übersichtsstudie beschreibt, wie CBD verschiedene Stressreaktionen auslöst, die in ihrer Summe zur Apoptose führen können. Dazu gehört eine erhöhte Bildung reaktiver Sauerstoffverbindungen, die Zellmembranen, Enzyme und DNA angreifen. Gleichzeitig wird das endoplasmatische Retikulum – eine Art zentrale Proteinwerkstatt der Zelle – so stark beansprucht, dass es aus dem Takt gerät.

Die Autoren fassen das so zusammen:

„CBD induces apoptosis via reactive oxygen species (ROS) generation and endoplasmic reticulum stress, disrupting mitochondrial dynamics and redox balance in cancer cells.”

In der Folge kollabieren auch die Mitochondrien, die Energieversorgung wird labil, das Redox-Gleichgewicht kippt. Und wenn zu viele dieser internen Alarme gleichzeitig schrillen, zieht die Zelle Konsequenzen: Sie fährt sich kontrolliert herunter. Besonders deutlich wurde sie in der MCF-7-Zelllinie – einem Standardmodell für östrogenrezeptorpositiven Brustkrebs –, aber auch in der TNBC-Zelllinie MDA-MB-231.

Was die CBD-Studien zur Ausbreitung von Tumorzellen zeigen

Tumorzellen werden gefährlich, wenn sie streuen. Genau hier setzt ein zweiter zentraler Wirkmechanismus an, der in mehreren der ausgewerteten Studien beschrieben wurde: CBD verändert das Bewegungsverhalten von Brustkrebszellen – und zwar messbar.

Besonders deutlich wurde das im Zusammenhang mit dem Gen Id-1. Dieses ist ein molekularer Verstärker für alles, was Tumoren aggressiv macht. Es fördert die Zellproliferation, die Invasion ins umliegende Gewebe und die Metastasierung in entfernte Organe. Je höher die Aktivität von Id-1, desto unangenehmer wird es. Und genau hier zeigt CBD in präklinischen Versuchen Wirkung. In der TNBC-Zelllinie MDA-MB-231, die bekannt für ihre hohe Id-1-Expression ist, wurde die Genaktivität nach CBD-Gabe deutlich herunterreguliert.

Die Autoren fassen das so zusammen:

„CBD downregulates Id-1, a key regulator of tumor aggressiveness, in MDA-MB-231 cells.”

Das ist eine klare Ansage. In mehreren Versuchsreihen wanderte ein geringerer Anteil der behandelten Zellen durch künstliche Membranen oder in angrenzende Zellschichten. Die Invasivität sank – nicht durch äußere Barrieren, sondern durch eine veränderte innere Programmierung.

Welche Rolle CBD in Kombination mit Chemotherapie und Immuntherapie spielt

Resistenzen gegen Chemotherapie oder Immuntherapie gehören zum Alltag bei fortgeschrittenem Brustkrebs. Genau deshalb wurde in mehreren Studien der systematischen Übersicht getestet, was passiert, wenn CBD nicht isoliert, sondern zusammen mit etablierten Wirkstoffen eingesetzt wird.

Besonders deutlich sind die Ergebnisse bei Doxorubicin – einem Standardmedikament der Chemotherapie – in Verbindung mit CBD. In TNBC-Modellen zeigte sich: Die Kombination führte zu einer messbaren Reduktion von TGF-β und PD-L1, zwei Proteinen, die eine zentrale Rolle bei der Immunabwehr und der Therapieresistenz spielen. TGF-β fördert die Tumorprogression, PD-L1 schützt Krebszellen vor T-Zellen. Werden diese Moleküle herunterreguliert, verändert sich das Spiel.

„Co-administration of CBD with doxorubicin reduced TGF-β and PD-L1 expression, reversing chemoresistance in TNBC models.”

Die Reaktion auf Doxorubicin fiel unter CBD-Einfluss spürbar stärker aus. Der Effekt war nicht rein additiv, sondern molekular modulierend. Die Krebszellen wurden wieder angreifbar.

Ähnliches lässt sich über die Kombination mit Atezolizumab sagen. In präklinischen TNBC-Modellen erhöhte CBD vorübergehend die Expression von PD-L1 – ein scheinbarer Widerspruch, der sich aber auflöst, sobald man die Wirkung von Atezolizumab kennt: Je sichtbarer das Zielmolekül, desto besser kann es blockiert werden. Die Immunantwort wird dadurch präziser, direkter, effizienter.

„CBD enhances PD-L1 expression via the cGAS-STING pathway, improving the efficacy of immune checkpoint inhibitors like Atezolizumab in TNBC.”

Der cGAS-STING-Signalweg, den die Autoren hier nennen, ist ein wichtiger Wächter im angeborenen Immunsystem. Wird er aktiviert, kommt es zur Ausschüttung von Interferonen und einer verstärkten T-Zell-Aktivierung. CBD aktiviert diesen Pfad, PD-L1 wird sichtbar gemacht, Atezolizumab kann angreifen.

Fazit

Die systematische Übersichtsarbeit von Esmaeli, Dehghanpour Dehabadi und Khaleghi, erschienen 2025 im Fachjournal BMC Cancer, analysiert 34 wissenschaftliche Studien zu Cannabidiol (CBD) bei Brustkrebs. Der Schwerpunkt liegt auf präklinischen Untersuchungen – Zelllinien, Tiermodelle, molekulare Analysen –, in denen CBD zelluläre Prozesse beeinflusst, die für das Wachstum und die Ausbreitung von Tumoren eine Rolle spielen.

Besonders deutlich waren die Ergebnisse bei einer aggressiven Form von Brustkrebs, dem sogenannten triple-negativen Brustkrebs. In diesen Fällen zeigte sich: CBD beeinflusste Zellfunktionen, die mit Wachstum, Ausbreitung und Selbstzerstörung der Krebszellen zusammenhängen. Auch das Verhalten wichtiger Botenstoffe in der Zelle veränderte sich. In Kombination mit Medikamenten wie Doxorubicin oder Atezolizumab gab es Hinweise darauf, dass Tumorzellen empfindlicher auf die Behandlung reagierten. Diese Daten liefern wichtige Anhaltspunkte für zukünftige klinische Studien, die unter kontrollierten Bedingungen prüfen sollen, inwiefern sich diese Erkenntnisse in die Praxis übertragen lassen.

Link zur Studie „Cannabidiol as a novel therapeutic agent in breast cancer”

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Über den Autor

Markus Seyfferth

Markus Seyfferth bespricht auf Herbaleafs.com regelmäßig aktuelle Studien zu CBD und medizinischem Cannabis und bewertet deren Aussagekraft kritisch. Besonderen Wert legt er auf eine sorgfältige Analyse der Methodik und Ergebnisse, um Leserinnen und Lesern eine fundierte Einschätzung zu ermöglichen. Dabei untermauert er die Aussagen stets mit Originalzitaten oder Zahlen der Studien, um den aktuellen Stand der internationalen Forschung möglichst transparent und differenziert wiederzuspiegeln. Bitte beachten Sie auch unseren Haftungsausschluss zu medizinischen Themen.