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Neue Studie: CBD zeigte starke Effekte auf Blutzucker und Insulin bei Diabetes-Ratten
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Diabetes mellitus zählt zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit – und längst suchen Forscher nach neuen Wegen, um die Erkrankung besser in den Griff zu bekommen. Eine Arbeitsgruppe aus Nordmazedonien hat nun einen interessanten Ansatz untersucht: den Einsatz von Cannabidiol (CBD) bzw. CBD-Öl im Tierversuch.
In der aktuellen, peer-reviewten Studie „Unlocking the Antidiabetic Potential of CBD: In Vivo Preclinical Studies“, erschienen am 21. März 2025 in der Fachzeitschrift Pharmaceuticals, prüften Wissenschaftler der Ss. Cyril and Methodius University Skopje sowie der University of Tetovo, welche Effekte CBD-Öl auf Blutzucker, Insulin und den Leberstoffwechsel bei diabetischen Ratten entfalten kann.
Die Forscher setzten in der Untersuchung ein 20 %-iges CBD-Öl ein und wurde den Versuchstieren oral verabreicht. Die gewählten Dosierungen betrugen 25 mg/kg, 50 mg/kg und 100 mg/kg Körpergewicht pro Tag.
Das verwendete Öl war damit vergleichbar mit hochkonzentrierten CBD-Ölen, wie sie auch im Handel gekauft werden können – jedoch wurden im Tierversuch deutlich höhere Mengen pro Kilogramm Körpergewicht eingesetzt als im Alltag üblich.
CBD-Öl senkte den Blutzuckerspiegel bei diabetischen Ratten deutlich

In der präklinischen Untersuchung an streptozotocin-induzierten Diabetesratten zeigte sich ein auffälliges Muster: Die tägliche Gabe von 50 Milligramm CBD pro Kilogramm Körpergewicht über acht Tage hinweg ging mit einer signifikanten Reduktion des Blutzuckerspiegels einher. Genauer gesagt, sank der Wert im Vergleich zur unbehandelten Diabetesgruppe um beeindruckende 67 Prozent.
Die Autoren halten fest:
„A substantial 67% decrease in blood glucose levels and a significant 20% increase in insulin levels were observed in the CBD50 group.“
Die Wirkung auf den Insulinspiegel ergänzte dieses Bild: Die Konzentration des Hormons, das für die Regulierung des Blutzuckers verantwortlich ist, lag im CBD50-Kollektiv um 20 Prozent höher als bei den unbehandelten Tieren. Eine moderate Dosis von 25 mg/kg CBD führte immerhin zu einem Anstieg des Insulinspiegels um 45 Prozent und einer gleichzeitig 21-prozentigen Senkung des Blutzuckers.
Interessant bleibt, dass die höchste getestete Dosis von 100 mg/kg keine weiteren Verbesserungen brachte. Im Gegenteil: Im Vergleich zu 50 mg/kg zeigte sich hier weder bei Blutzucker noch bei Insulin ein Vorteil. Die Autoren ordnen diesen Effekt im Rahmen einer sogenannten „inversen Dosis-Wirkungsbeziehung“ ein, die in der Cannabinoidforschung nicht unüblich ist.
Damit verdeutlicht die Studie, dass eine mittlere Dosierung von CBD-Öl bei Ratten unter diabetischen Bedingungen die besten Effekte auf die untersuchten Stoffwechselparameter zeigte – zumindest im gemessenen Zeitraum von acht Tagen.
Im Vergleich zu Metformin: CBD zeigte kurzfristig stärkere Effekte auf den Blutzuckerspiegel
Metformin gilt in der Therapie des Typ-2-Diabetes als etablierter Standard. Umso aufschlussreicher war der direkte Vergleich mit Cannabidiol in dieser Untersuchung. Während Metformin bei den streptozotocin-induzierten Ratten über den Beobachtungszeitraum hinweg die Blutzuckerkonzentrationen konstant senken konnte, erreichte CBD bei der mittleren Dosierung von 50 mg/kg eine kurzfristig sogar ausgeprägtere Reduktion.
Die Autoren berichten hierzu:
„This dose also yielded a significantly lower AUC compared to the metformin-treated group.“
Die AUC (Area Under the Curve) beschreibt die Gesamtbelastung des Organismus mit Zucker über eine festgelegte Zeitspanne. Eine niedrigere AUC weist auf eine bessere Blutzuckerkontrolle hin. Die Messungen zeigten, dass die AUC bei Ratten, die 50 mg/kg CBD erhalten hatten, um etwa 20 Prozent niedriger lag als bei den Tieren der Metformin-Gruppe.
Allerdings relativierte sich dieser Unterschied im Verlauf der mehrtägigen Beobachtung. Während Metformin seine blutzuckersenkende Wirkung über mehrere Tage stabil hielt, war die Reduktion im CBD-Kollektiv auf kürzere Zeiträume begrenzt. Dies legen die Autoren auch in ihrer Diskussion offen dar.
Im Ergebnis bleibt festzuhalten: Unter den spezifischen experimentellen Bedingungen der Studie war CBD-Öl bei einer Dosierung von 50 mg/kg kurzfristig wirksamer als Metformin, gemessen an der Blutzuckerbelastung der Tiere. Ob und wie sich dieser Effekt über längere Zeiträume stabilisieren lässt, bleibt Gegenstand zukünftiger Untersuchungen.
Einfluss auf den Leberstoffwechsel: CBD hemmte gezielt die Zuckerfreisetzung
Die Leber spielt eine zentrale Rolle im Glukosestoffwechsel. Bei Diabetes ist sie oft überaktiv und produziert auch dann Zucker, wenn der Körper bereits ausreichend versorgt wäre. In der aktuellen Studie untersuchten die Forscher deshalb, wie sich die tägliche Gabe von CBD-Öl auf die Aktivität wichtiger Enzyme in der Leber auswirkt.
Besonders die Dosis von 50 mg/kg Körpergewicht zeigte deutliche Effekte. Die Aktivität der Glucose-6-Phosphatase, einem Schlüsselenzym der sogenannten Gluconeogenese – also der Neubildung von Zucker in der Leber – war bei den behandelten Tieren signifikant reduziert. Ebenfalls gesenkt wurden die Aktivitäten von Fructose-1,6-Bisphosphatase, einem weiteren zentralen Enzym der Zuckerneubildung, und der Glykogenphosphorylase, die für den Abbau gespeicherten Zuckers verantwortlich ist.
Die Autoren formulieren hierzu:
„Treatment with CBD at a dose of 50 mg/kg resulted in a significant decrease in glucose-6-phosphatase activity, a notable suppression of gluconeogenic enzymes, and reduced liver glucose concentration.“
Die Konzentration freier Glukose in der Leber war unter CBD-Gabe ebenfalls reduziert. Glucose-6-Phosphatase spaltet normalerweise Glukose-6-Phosphat in freie Glukose und trägt so dazu bei, den Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Eine geringere Aktivität dieses Enzyms bedeutet entsprechend eine reduzierte Freisetzung von Zucker aus der Leber.
Bemerkenswert ist, dass diese Effekte bei einer höheren Dosis von 100 mg/kg nicht stärker ausfielen. Im Gegenteil: Die 100-mg/kg-Gruppe zeigte zwar einen Anstieg der Hexokinaseaktivität – ein Enzym, das die Speicherung von Glukose als Glykogen einleitet – doch die hemmende Wirkung auf die Zuckerfreisetzung war nicht so ausgeprägt wie bei der 50-mg/kg-Dosierung.
Damit deutet sich ein klarer Dosisbereich an, in dem CBD-Öl bei diabetischen Ratten gezielt in den Leberstoffwechsel eingreifen kann. Ob sich diese Effekte auch auf längere Sicht oder beim Menschen bestätigen lassen, bleibt Gegenstand zukünftiger Forschung.
Einfluss auf die Blutfette: Triglyzeride gesenkt, HDL-Cholesterin erhöht
Neben dem Zuckerstoffwechsel nahmen die Forscher in der Studie auch das Blutfettprofil der behandelten Tiere unter die Lupe. Gerade bei Diabetes gelten erhöhte Triglyzeridwerte als kritischer Risikofaktor für Folgeerkrankungen. Hier zeigte sich, dass CBD-Öl auch in diesem Bereich Einfluss nahm – allerdings in Abhängigkeit von der verabreichten Dosis.
Bei einer täglichen Gabe von 25 mg/kg und 50 mg/kg reduzierte CBD die Triglyzeridkonzentration im Blut der diabetischen Ratten signifikant im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe. Zusätzlich stiegen in diesen Gruppen die Werte des HDL-Cholesterins an. HDL wird häufig als „gutes Cholesterin“ bezeichnet, da es überschüssiges Cholesterin aus dem Blut zurück zur Leber transportiert.
Die Autoren halten dazu fest:
„CBD oil at doses of 25, 50, and 100 mg/kg significantly reduced triglyceride (TAG) levels in diabetic rats, although its efficacy was lower than that of metformin.“
Die höchste untersuchte Dosis von 100 mg/kg zeigte hingegen keine weitere Verbesserung bei den Triglyzeriden, führte aber ebenfalls zu einem Anstieg des HDL-Cholesterins. Insgesamt schnitt Metformin bei der Senkung der Blutfettwerte in dieser Studie noch etwas besser ab als CBD.
Der Begriff Triglyzeride bezeichnet Fettmoleküle, die aus drei Fettsäuren bestehen und als Energiespeicher im Körper dienen. Ein dauerhaft erhöhter Triglyzeridspiegel im Blut kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöhen. Ein Anstieg des HDL-Cholesterins wird hingegen in der medizinischen Forschung in der Regel als günstig bewertet.
Damit liefert die Untersuchung auch im Bereich der Blutfette konkrete Messwerte, die eine positive Beeinflussung des Stoffwechsels durch CBD-Öl unter den spezifischen Studienbedingungen erkennen lassen.
Was die Studie über CBD bei Diabetes aussagt
Die präklinische Studie „Unlocking the Antidiabetic Potential of CBD: In Vivo Preclinical Studies“, durchgeführt von Elena Rafailovska und Kollegen, liefert klare Hinweise darauf, wie CBD-Öl in einem definierten Dosierungsbereich den Zucker- und Fettstoffwechsel bei streptozotocin-induzierten diabetischen Ratten beeinflusst hat.
Am deutlichsten traten die Effekte bei einer täglichen Gabe von 50 mg CBD pro Kilogramm Körpergewicht hervor. Unter dieser Dosis verringerte sich der Blutzuckerspiegel der Tiere innerhalb von acht Tagen um 67 Prozent, begleitet von einem moderaten Anstieg des Insulinspiegels um 20 Prozent.
Die Autoren betonen:
„A substantial 67% decrease in blood glucose levels and a significant 20% increase in insulin levels were observed in the CBD50 group.“
Auch auf Ebene des Leberstoffwechsels ergaben sich präzise Veränderungen: Die Aktivität von Enzymen wie Glucose-6-Phosphatase und Fructose-1,6-Bisphosphatase, die maßgeblich an der Neubildung von Zucker beteiligt sind, war unter CBD-Administration signifikant reduziert. Dazu heißt es in der Arbeit:
„Treatment with CBD at a dose of 50 mg/kg resulted in a significant decrease in glucose-6-phosphatase activity, a notable suppression of gluconeogenic enzymes, and reduced liver glucose concentration.“
Im Bereich der Blutfette senkte CBD bei 25 und 50 mg/kg die Triglyzeridwerte und steigerte gleichzeitig die Konzentration von HDL-Cholesterin. Allerdings lag die Wirksamkeit in diesem Bereich unter der von Metformin, wie die Autoren nüchtern feststellen:
„CBD oil at doses of 25, 50, and 100 mg/kg significantly reduced triglyceride (TAG) levels in diabetic rats, although its efficacy was lower than that of metformin.“
Wenn Dosierungen aus Tierversuchen auf den Menschen übertragen werden sollen, genügt eine einfache Umrechnung nach Körpergewicht nicht. Tiere haben einen schnelleren Stoffwechsel und eine andere Körperoberflächenstruktur. Um diese Unterschiede zu berücksichtigen, verwenden Wissenschaftler eine standardisierte Formel: die sogenannte Körperoberflächenformel (engl. Body Surface Area Conversion).
Dabei werden feste Umrechnungsfaktoren verwendet: Für Ratten liegt der Km-Faktor bei 6, für einen 70 Kilogramm schweren Menschen bei 37. Angewendet auf die in der Studie verabreichte Dosis von 50 mg CBD pro Kilogramm Körpergewicht ergibt sich eine theoretische Humanäquivalenzdosis von ca. 567 Milligramm CBD täglich. Zum Vergleich: Im Alltag beginnen viele Anwender mit Mengen zwischen 10 und 30 Milligramm CBD pro Tag. Wer höher dosiert, bewegt sich meist im Bereich von 50 bis 100 Milligramm.
Tagesmengen über 100 Milligramm CBD werden in der Regel nur unter ärztlicher Aufsicht oder im Rahmen klinischer Studien eingesetzt. Beispielsweise wurde das verschreibungspflichtige Medikament Epidiolex® bei schweren Epilepsieformen mit Dosen von bis zu 1500 Milligramm CBD pro Tag getestet. Jedoch warnte die Ständige Senatskommission zur Lebensmittelsicherheit (SKLM) erst neulich vor Dosen von mehr als 300mg pro Tag.
Alle genannten Ergebnisse beziehen sich auf eine spezifische Versuchsanordnung an einem Tiermodell und können nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen werden. Die Daten eröffnen jedoch neue Perspektiven für die weitere Forschung über den möglichen Einsatz von CBD-Extrakten im Bereich des Stoffwechselmanagements.