Medizinisches Cannabis bei Fibromyalgie.

Studie aus Italien: Medizinisches Cannabis senkt Schmerz bei Fibromyalgie-Patienten

Inhaltsverzeichnis

2024 wurde am Schmerzzentrum des San Carlo Krankenhauses in Potenza (Italien) eine Pilotstudie durchgeführt, die sich mit dem Einsatz eines medizinischen Cannabisprodukts bei Fibromyalgie-Patientinnen beschäftigte. Verwendet wurde dabei eine standardisierte Cannabisblüten-Zubereitung mit hohem THC- und geringem Cannabidiol-Gehalt (22 % THC, <1 % CBD). Ziel war es, über einen Zeitraum von sechs Monaten zu beobachten, wie sich die regelmäßige Einnahme auf das subjektive Schmerzempfinden und die Lebensqualität auswirkt. Die Studie ist Teil eines Forschungsansatzes, der chronische Schmerzsyndrome wie Fibromyalgie genauer verstehen und mögliche therapeutische Optionen erkunden will.

Was ergab die Studie?

1. Der durchschnittliche Schmerzwert (NRS) halbiert sich

Die Pilotstudie „Is a Low Dosage of Medical Cannabis Effective for Treating Pain Related to Fibromyalgia?“ untersuchte 30 Patientinnen mit Fibromyalgie über einen Zeitraum von sechs Monaten. Die Teilnehmerinnen erhielten täglich eine standardisierte Dosis eines medizinischen Cannabispräparats mit CBD-Anteil. Laut Studie sank der durchschnittliche Schmerzwert (NRS) von 8 auf 4.

“Pain intensity evaluated with the NRS lowered from a median of 8 [95% CI 7.66–8.54] at baseline to a median of 4 [95% CI 3.28–4.79] after 6 months of follow-up (p-value < 0.001).”

2. Die Lebensqualität steigt

Auch die körperliche Lebensqualität wurde mit Hilfe des standardisierten SF-12-Fragebogens erfasst. Fast alle Teilnehmenden zeigten hier eine deutliche Verbesserung. Der sogenannte Physical Component Score (PCS) stieg im Median von 27,4 auf 51,5 – ein Anzeichen dafür, dass sich körperliche Einschränkungen in der Testgruppe reduziert haben könnten.

“A significant quality of life improvement was found in 96.67% of patients [...] with a median PCS score rising from 27.40 to 51.46 after 6 months.”

3. Das allgemeine psychische Wohlbefinden ebenso

Zudem verbesserte sich bei 83 % der Teilnehmenden sich der sogenannte Mental Component Score (MCS) – ebenfalls ein Bestandteil des SF-12-Fragebogens – signifikant. Der Median stieg von 36,2 auf 58,5. Das deutet auf eine subjektiv empfundene Verbesserung des allgemeinen psychischen Wohlbefindens hin.

“A significant mental state amelioration was seen for 83.33% of patients [...] with a median MCS score rising from 36.22 to 58.46.”

Die Verträglichkeit des eingesetzten Präparats war in dieser Untersuchung hoch. Nur zwei der ursprünglich 32 eingeschlossenen Personen brachen die Studie wegen Nebenwirkungen ab (6,25 %). Die übrigen 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten im Verlauf von sechs Monaten über keine nennenswerten unerwünschten Wirkungen.

“Only 2 out of 32 patients (6.25%) dropped out due to side effects. The remaining 93.75% experienced no adverse effects during the 6-month period.”

Bemerkenswert ist zudem die vergleichsweise geringe Dosierung, die in dieser Studie verwendet wurde: Mit rund 3 Gramm pro Monat (100 mg pro Tag) lag die verabreichte Menge deutlich unter den Dosierungen, die in vergleichbaren Untersuchungen dokumentiert wurden. Verabreicht wurde das Präparat als Tee (Dekokt) aus getrockneten Blüten eines medizinischen Cannabisprodukts mit hohem THC-Gehalt (22 %) und weniger als 1 % CBD. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass selbst niedrige Dosierungen im Rahmen einer ärztlich begleiteten Anwendung spürbare Veränderungen im subjektiven Empfinden hervorrufen können – zumindest innerhalb der untersuchten Kohorte.

“The administered cannabis amount was definitively lower than in other investigations – approximately 3.0 g per month versus 31.4 ± 16.3 g per month in previous studies.”

Und jetzt das große Aber

Die Ergebnisse der Studie sind zwar vielversprechend, aber mit Vorsicht zu geniessen. Es handelt sich um eine Pilotstudie mit kleiner Teilnehmerzahl und ohne Kontrollgruppe. Für belastbare Aussagen sind weitere, größere Studien mit kontrolliertem Aufbau nötig. Die Ergebnisse beruhen auf einer kleinen Stichprobe (30 Personen) und stellen keine allgemeingültige Aussage dar. Die Autoren betonen selbst, dass es sich um eine Pilotstudie handelt und weitere Forschung mit größeren Patientengruppen erforderlich sei.

Was sind Arthritis und Fibromyalgie?

Arthritis ist eine entzündliche Erkrankung, die mit starken Gelenkschmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen einhergeht. Fibromyalgie, eine oft missverstandene Schmerzkrankheit, belastet Betroffene zusätzlich durch weit verbreitete Muskelschmerzen, Schlafprobleme und mentale Erschöpfung. Beide Krankheiten können den Alltag erheblich beeinträchtigen, besonders bei älteren Frauen, deren Gelenke und Immunsystem durch altersbedingte Veränderungen besonders anfällig sind.

Eine Frau greift sich vor Schmerz mit beiden Händen ans Knie.

Hinweis: Die Ergebnisse der italienischen Pilotstudie beziehen sich auf die Anwendung eines speziellen medizinischen Cannabispräparats unter ärztlicher Aufsicht. Dieses unterscheidet sich deutlich von frei verkäuflichen CBD-Produkten. Weder Dosierung, Zusammensetzung noch Zulassung sind vergleichbar. Entsprechend lässt sich aus dieser Untersuchung keine Aussage über die Wirkung frei erhältlicher CBD-Öle ableiten.

Link zur Studie

  1. Is a Low Dosage of Medical Cannabis Effective for Treating Pain Related to Fibromyalgia? Antonio Giardina et. al, Schmerzzentrum im San Carlo Krankenhaus in Potenza, Italien. Link zur Studie
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