
CBD-Öl für Pferde: Wundermittel oder teurer Trend?
Mit Familie & Freunden teilen
Inhaltsverzeichnis
Pferdebesitzer neigen zu einer bestimmten Sorte Wahnsinn. Sie wälzen wissenschaftliche Studien, wenn das Tier einmal schnaubt, füttern ihm gleichzeitig aber Dinge, die nach Stallboden aussehen, „weil’s gut für den Magen ist“. Pferde selbst stehen dem meist stoisch gegenüber.
Solange es nicht laut knistert oder nach Tierarzt riecht, wird’s gefressen.
Nun also CBD-Öl. Die einen schwören darauf, die anderen rollen mit den Augen. Angeblich hilft es gegen Schmerzen, Stress, Entzündungen und das diffuse Unwohlsein, das manche Vierbeiner entwickeln, wenn der Wind aus der falschen Richtung kommt. Wer sich ein wenig mit Pferdehaltung auskennt, weiß: Es gibt wenige Tiere, die so grandios gesund aussehen und sich dabei so unverschämt oft krank fühlen.
Natürlich gab es immer schon Wundermittel. Einst badete man Pferde in Essig gegen Muskelverspannungen, verabreichte ihnen Knoblauch gegen Insekten (was vor allem die Stallkollegen verstörte) oder setzte auf Magnetfelddecken, die angeblich mit den Energiebahnen des Universums kommunizieren.
CBD-Öl ist nun das neueste Versprechen. Keine Magie, sondern ein Pflanzenextrakt, der auf das Nervensystem wirkt. Aber was genau macht es? Und ist es nur ein weiterer Eintrag in der langen Liste kurioser Pferdeheilmittel?
Was ist CBD-Öl überhaupt?
Hanf. Allein das Wort reicht, um entweder leuchtende Augen oder skeptisch hochgezogene Augenbrauen zu erzeugen. Jahrzehntelang verteufelt, dann plötzlich gefeiert – als wolle die Pflanze selbst nicht so recht wissen, ob sie nun Gut oder Böse ist.
CBD, also Cannabidiol, ist eines von über 100 Cannabinoiden, die in der Hanfpflanze stecken. Im Gegensatz zu THC – dem berühmten psychoaktiven Bruder, der für diverse studentische Erleuchtungsmomente und späte Pizzabestellungen verantwortlich ist – macht CBD nicht high. Es wirkt eher subtil, beeinflusst das Nervensystem, kann entspannen, Schmerzen lindern und Entzündungen hemmen. Bei Menschen funktioniert das angeblich ganz gut. Aber Pferde?
Pferde haben, wie Hunde und Menschen, ein sogenanntes Endocannabinoid-System – ein körpereigenes Netzwerk aus Rezeptoren, das erstaunlich viele Vorgänge steuert: Schlaf, Schmerzempfinden, Immunsystem, Stressbewältigung. Wenn es irgendwo hakt, könnte CBD regulierend eingreifen. Klingt vielversprechend, oder?
Allerdings ist die Forschung dazu noch überschaubar. Es gibt ein paar Studien an Mäusen, Hunden, Menschen – aber an Pferden? Kaum. Jedoch: Soll sich bewährt haben. Meistens verlassen wir uns auf Erfahrungsberichte und Logik: Wenn’s beim Hund hilft, warum nicht auch beim Pferd? Dieser Gedanke ist allerdings so alt wie die Tiermedizin selbst – und schon oft gründlich schiefgegangen.
Trotzdem gibt es zahlreiche Halter, die schwören, dass ihr nervöses, arthritisches oder dauerverspanntes Pferd durch CBD-Öl ruhiger und zufriedener wurde. Ob das jetzt Placebo ist – für Pferd oder Mensch –, sei dahingestellt. Aber die Neugier wächst.
Anwendungsbereiche – Warum Pferdehalter auf CBD-Öl schwören
Pferde sind im Grunde große, nervöse Ballerinas auf vier Beinen. Sie haben einen erstaunlichen Bewegungsapparat, kombiniert mit einer Neigung, sich durch das kleinste Ungleichgewicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Ein falscher Tritt, ein lauter Knall, ein Grashalm, der sie aus der falschen Richtung anschaut – und schon ist das Chaos perfekt.
Dass CBD-Öl bei Pferden wirkt, behaupten vor allem diejenigen, die es ausprobiert haben. Ein Blick auf die häufigsten Einsatzgebiete:
1. Schmerzen und Entzündungen – von Arthrose bis Hufrehe
Pferde und Gelenkprobleme gehören zusammen wie Pferde und Heu. Besonders ältere Tiere oder Sportpferde entwickeln oft Beschwerden, die man mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt – oder eben mit CBD.
Besitzer berichten, dass ihre Tiere sich wieder flüssiger bewegen, weniger lahmen oder weniger steif aus der Box kommen.
Wissenschaftlich belegt? Kaum. Aber Schmerzäußerungen bei Pferden sind ohnehin schwer zu messen – wer weiß also, was hier wirklich passiert?
2. Stress, Angst und „pferdige Neurosen“
Manche Pferde haben Nerven wie Drahtseile. Andere haben Nerven wie ein überzuckertes Eichhörnchen. Transporte, Tierarztbesuche, Turniere – viele Pferdehalter suchen nach Möglichkeiten, ihr Tier zu beruhigen, ohne es zu sedieren.
CBD soll dabei helfen, indem es auf das Nervensystem wirkt. Erfahrungsberichte klingen vielversprechend: weniger Unruhe beim Verladen, weniger Kopfschlagen, weniger hysterisches Kreisen in der Box. Manche sagen, ihr Pferd sei „spürbar entspannter“. Andere sagen: „Nichts passiert.“ Pferde sind eben Individualisten.
3. Magen-Darm-Probleme – weil Pferde einen Verdauungstrakt wie ein empfindsamer Adliger haben
Koliken – das gefürchtete Schreckgespenst jedes Pferdebesitzers. Und natürlich verwundert es keinen Gaul, dass es auch zum Thema Koliken eine Studie gibt. Der Magen-Darm-Trakt von Pferden ist ein komplexes, leicht irritierbares System, das zu Krämpfen, Blähungen oder Verstopfung neigt, wenn die kosmische Balance gestört ist.
CBD-Öl wird von einigen Haltern zur Unterstützung der Verdauung genutzt. Es gibt Hinweise, dass CBD entzündungshemmend auf den Darm wirken kann – was theoretisch gegen Magengeschwüre oder Kolikneigung helfen könnte. Doch ohne fundierte Studien bleibt es ein Experiment.
4. Haut, Fell, Wohlbefinden – oder: Glänzt das Pferd jetzt mehr?
Manche Besitzer berichten, dass sich das Fell verbessert, dass die Haut weniger schuppig ist oder dass allergische Reaktionen milder ausfallen. Kann sein. Kann auch sein, dass das Pferd einfach mal wieder ordentlich gebürstet wurde.
Die Sache mit der Dosierung – eine Wissenschaft für sich
Wer sich schon mal mit Medikamenten für Pferde beschäftigt hat, weiß: Die Dosis ist eine knifflige Angelegenheit. Ein Shetlandpony mit 200 Kilo kann auf eine Substanz heftiger reagieren als ein 600-Kilo-Warmblut. Und dann gibt es noch jene Spezialfälle, bei denen man eine Schubkarre voll Beruhigungsmittel bräuchte, um sie davon abzuhalten, sich über das Leben zu echauffieren.
CBD-Öl macht da keine Ausnahme. Wie viel braucht ein Pferd? Nun, das hängt von Gewicht, Stoffwechsel und vor allem vom Problem ab. Ein Pferd mit chronischen Schmerzen benötigt eine andere Menge als ein nervöser Wallach, der vor seiner eigenen Mähne erschrickt.
Faustregeln und Erfahrungswerte – die große Spanne
Eine häufig empfohlene Dosierung bewegt sich zwischen 0,1 mg und 1 mg CBD pro Kilogramm Körpergewicht, was einer Bandbreite entspricht, die so präzise ist wie eine Wettervorhersage für den nächsten Sommer. Einige Pferdehalter starten mit 10 mg pro Tag, andere geben bis zu 100 mg – und jeder schwört auf seine eigene Methode.
Klassischerweise beginnt man mit einer niedrigen Dosis, steigert langsam und beobachtet: Wird das Pferd ruhiger? Beweglicher? Oder sieht es einen noch immer mit diesem unnachahmlichen „Was willst du von mir?“-Blick an?
Einnahmeformen – Tropfen, Leckerlis oder doch ins Futter mischen?
Die beliebteste Variante ist das klassische CBD-Öl in Tropfenform, das direkt ins Maul oder übers Futter gegeben wird. Manch ein Pferd ist da allerdings wenig kooperativ und schaut den Besitzer an, als hätte er gerade vor, einen Wurmkur-Flashback auszulösen.
Alternativ gibt es CBD-Kekse und Pellets – praktisch, weil man das Pferd nicht überreden muss. Der Nachteil: Die Dosierung ist nicht so flexibel, und niemand weiß genau, ob das CBD in Keksform genauso gut aufgenommen wird.
Kann man es überdosieren?
Theoretisch ja, praktisch ist das unwahrscheinlich. In den meisten Fällen führt eine zu hohe Dosis zu Schläfrigkeit oder Appetitsteigerung, was bei Pferden ohnehin zwei ihrer Hauptbeschäftigungen sind. Falls das Tier also plötzlich mit halb geschlossenen Augen noch genüsslicher Heu kaut als sonst – vielleicht war’s ein Tropfen zu viel.
Das Problem mit der Standardisierung
Eines der größten Hindernisse bei CBD: Es gibt keine einheitlichen Standards. Die Qualität schwankt, die Konzentration kann variieren, und nicht jedes Produkt ist für Pferde geeignet. Wer Pech hat, erwischt ein minderwertiges Öl mit zweifelhaften Zusatzstoffen.
Fazit? Dosierung bei Pferden ist eine Mischung aus Wissenschaft, Bauchgefühl und Geduld. Wer es ausprobiert, braucht vor allem eines: einen langen Atem – und ein Pferd, das sich darauf einlässt.
Funktioniert das wirklich? – Ein Blick auf Studien, Erfahrungsberichte und Stallgeflüster
CBD-Öl bei Pferden ist ein bisschen wie Homöopathie oder die ewige Diskussion um das beste Huföl: Die einen schwören drauf, die anderen rollen mit den Augen. Die Wissenschaft hält sich – freundlich gesagt – zurück. Wer eine große, sauber durchgeführte Doppelblindstudie mit hundert Pferden erwartet, wird enttäuscht.
Was sagt die Forschung?
Wenig. Es gibt einige Studien zu CBD bei Hunden und Menschen, vor allem zur Schmerztherapie, Epilepsie und Angststörungen. Bei Pferden? Kaum belastbare Daten. Eine kleine Untersuchung an der Tarleton State University in Texas zeigte, dass CBD die Stresswerte von Pferden leicht senken kann. Klingt gut – aber die Probandenzahl war winzig, und niemand weiß, ob es nicht einfach daran lag, dass die Pferde sich an die Forscher gewöhnt hatten.
Das bedeutet aber nicht, dass CBD-Öl nicht funktioniert. Nur, dass wir es (noch) nicht mit wissenschaftlicher Präzision beweisen können.
Was sagen Pferdebesitzer?
Hier wird es interessant. In Foren, Stallgesprächen und Erfahrungsberichten liest man von Pferden, die sich durch CBD angeblich entspannen, besser bewegen oder weniger nervös auf Umweltreize reagieren. Manche berichten, dass Arthrose-Pferde nach wenigen Wochen wieder flüssiger laufen. Andere sagen, ihr notorischer Panik-Wallach sei deutlich entspannter beim Verladen.
Aber dann gibt es auch jene, die nach Wochen keinerlei Effekt feststellen. Und genau hier liegt das Problem: Ist das CBD? Oder ist es der Placebo-Effekt – für den Besitzer?
Der Placebo-Effekt beim Pferd?
„Aber ein Pferd kann doch nicht an den Placebo-Effekt glauben!“, könnte man einwenden. Stimmt. Aber sein Besitzer kann. Wer überzeugt ist, dass das Öl hilft, behandelt sein Pferd oft unbewusst anders – mit mehr Geduld, weniger Stress, anderen Erwartungen. Und siehe da: Das Tier wirkt entspannter. Ein Klassiker der Psychologie, der in der Medizin bestens bekannt ist.
Fallbeispiele aus der Praxis
Einige Tierärzte sind vorsichtig optimistisch. Sie sagen, dass CBD in bestimmten Fällen helfen könnte – besonders bei chronischen Schmerzen oder nervösen Pferden. Aber sie betonen auch: Ohne genaue Dosierung, Langzeitstudien und standardisierte Produkte bleibt es ein Experiment.
Ein Freund von mir, leidenschaftlicher Turnierreiter, probierte es bei seiner hektischen Stute aus. Nach einer Woche sagte er: „Ich weiß nicht, ob es hilft, aber sie schaut mich nicht mehr an, als würde sie überlegen, mich als Nächstes zu verklagen.“ Vielleicht Zufall. Vielleicht auch nicht.
Nebenwirkungen, Risiken und rechtliche Fragen
CBD-Öl mag harmlos klingen – es ist schließlich „nur ein Pflanzenextrakt“. Aber jeder, der einmal zu viel Kamillentee getrunken hat und danach feststellte, dass auch Kräuter eine Durchschlagskraft haben können, weiß: Natürliche Mittel sind nicht automatisch ohne Nebenwirkungen.
Gibt es Nebenwirkungen bei Pferden?
Die gute Nachricht: Schwerwiegende Nebenwirkungen sind selten. CBD für Pferde, CBD für Tiere im allgemeinen, macht nicht high, es lähmt keine Gliedmaßen, und es löst auch keine plötzlichen Identitätskrisen aus („Bin ich wirklich ein Pferd – oder ein übergroßer Hund?“).
Allerdings gibt es Berichte über:
- Schläfrigkeit: Manche Pferde wirken etwas „verträumt“ oder weniger reaktionsschnell. Gut für nervöse Tiere, schlecht, wenn man gerade ein Springturnier reiten will.
- Veränderter Appetit: Manche fressen plötzlich mehr, andere weniger – was bei einem Tier, das ohnehin 16 Stunden am Tag mit Kauen verbringt, schwer zu beurteilen ist.
- Leichte Magen-Darm-Probleme: In seltenen Fällen kann CBD eine leicht abführende Wirkung haben. Bei einem Pferd mit ohnehin empfindlichem Verdauungssystem (also ungefähr 90 % aller Pferde) ist das nicht ideal.
Kann CBD mit anderen Medikamenten wechselwirken?
Ja, theoretisch. CBD wird in der Leber abgebaut – genau wie viele andere Medikamente. Wenn ein Pferd bereits Schmerzmittel oder Beruhigungsmittel bekommt, könnte CBD deren Wirkung verstärken oder verändern. Wer auf Nummer sicher gehen will, fragt vorher den Tierarzt (und wird dann wahrscheinlich eine hochgezogene Augenbraue und ein „Dazu gibt’s keine Studien“ ernten).
Ist CBD für Pferde überhaupt legal?
Hier wird’s kompliziert. In Deutschland und vielen anderen Ländern ist CBD legal – solange es einen THC-Gehalt von unter 0,2 % hat. Doch Achtung:
- Im Turniersport ist CBD verboten. Die FEI (Fédération Équestre Internationale) und nationale Reitverbände haben CBD als Dopingsubstanz eingestuft. Wer also Turniere reitet, sollte lieber bei Baldrian oder tiefem Durchatmen bleiben.
- Qualität und Reinheit sind entscheidend. Manche billigen CBD-Produkte enthalten mehr THC als angegeben. Ein schlechtes Öl könnte also nicht nur unwirksam, sondern auch problematisch sein – rechtlich und gesundheitlich.
Zusammenfassung: Risiken? Ja. Lebensgefahr? Nein.
CBD ist kein Wundermittel, aber auch kein Teufelszeug. Die größten Risiken liegen nicht in dramatischen Nebenwirkungen, sondern in der Unsicherheit: Wie rein ist das Produkt? Welche Dosierung ist richtig? Und – die wichtigste Frage – hilft es überhaupt?
Wer es ausprobieren will, sollte sich also vorher informieren. Oder es einfach auf gut Glück versuchen – was in der Pferdehaltung ohnehin ein bewährtes Prinzip ist.
Nur ne Story vom Pferd?
Am Ende bleibt die große Frage: Ist CBD-Öl eine revolutionäre Ergänzung für die Pferdegesundheit – oder einfach nur das nächste teure Fläschchen, das man nach ein paar Wochen wieder in die hintere Ecke der Sattelkammer stellt?
Die ehrliche Antwort: Es kommt drauf an.
Pferde sind individuell. Was bei einem funktioniert, zeigt beim anderen keine Wirkung. Manche Halter berichten begeistert von ruhigen, beweglicheren oder entspannteren Tieren. Andere haben nach Wochen keinen Unterschied bemerkt – außer auf dem Konto.
Wann könnte es sinnvoll sein?
- Bei chronischen Schmerzen: Arthrose, Entzündungen, Lahmheiten – hier könnte CBD helfen, ohne die Nebenwirkungen klassischer Schmerzmittel.
- Bei nervösen Pferden: Wer ein hypersensibles Pferd hat, das sich beim kleinsten Geräusch erschrickt, kann einen Versuch wagen.
- Bei Magen-Darm-Problemen: Wenn sonst nichts hilft, könnte CBD eine Möglichkeit sein.
Wann sollte man es lieber lassen?
- Wenn man Turniere reitet: CBD gilt als Doping – keine gute Idee, wenn man disqualifiziert werden möchte.
- Wenn das Pferd bereits Medikamente bekommt: Wechselwirkungen sind nicht ausgeschlossen.
- Wenn man schnelle Wunder erwartet: CBD wirkt, wenn überhaupt, langfristig – nicht von heute auf morgen.
CBD ist kein Allheilmittel. Es ist aber auch kein Hokuspokus. Wer es ausprobieren möchte, sollte sich bewusst sein, dass es Geduld braucht – und dass es nicht für jedes Pferd funktioniert.
Ein befreundeter Stallbesitzer sagte einmal: „Ich hab’s ausprobiert. Mein alter Wallach läuft nicht besser, aber ich bin entspannter, weil ich glaube, ihm was Gutes zu tun.“
Vielleicht liegt hier der wahre Effekt von CBD: ein bisschen Hoffnung in Tropfenform.
Und manchmal reicht das ja schon.